Reinigung von Pflanzenschutzgeräten

Reinigung von Pflanzenschutzgeräten

Welcher Landwirt kennt das nicht: Schnell noch die Kultur fertig spritzen, danach den Tank grob mit Wasser reinigen und zügig eine neue Brühe anmischen, um eine weitere Kultur zu applizieren. Was sind schon ein paar wenige Liter Restbrühe aus der vorherigen Anwendung. Schließlich ist bald Feierabend, das Wetter ändert sich oder es finden sich andere Gründe, diesen sensiblen Punkt der Spritzarbeiten etwas oberflächlicher zu handhaben. 

Aber weit gefehlt: Die Reinigung der Pflanzenschutzspritze ist eine notwendige Pflicht, die mit hoher Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit ausgeführt werden muss, um Punkteinträge, Spritzschäden oder Wirkstoffverschleppung beim Wechsel der Spritze in nachfolgende Kulturen zu verhindern.

 

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Verschleppung in Getreide und Verschleppung in Erbsen 

Innen- und Außenreinigung

 

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Idealerweise finden sowohl die Außen- als auch die Innenreinigung der Spritze auf einer noch nicht behandelten Fläche direkt auf dem Feld statt. So unterbleibt die Fahrt zur Hofstelle mit einer ungereinigten Spritze, außerdem wird die Gefahr der „Punkteinträge“ von Pflanzenschutzmitteln in die Kanalisation, über Wege oder versiegelte Hofflächen vermieden.

Für die Außenreinigung von Tank, Gestänge, Düsen, Tragrahmen und weiteren Bauteilen sind moderne Spritzen mit einer Waschbürste ausgerüstet, die mit dem Frischwassertank und der Pumpe gekoppelt ist. Alternativ gibt es die Möglichkeit einer Hochdruck-Reinigungspistole oder -lanze mit hydraulischer Zusatzpumpe, um die Außenreinigung gründlicher, schneller und wassersparender durchzuführen. Die Innenreinigung erfolgt üblicherweise „absätzig“ in drei Arbeitsschritten.

Dabei wird die verbleibende Restmenge in der Spritze immer wieder mit Frischwasser verdünnt und der Tank und die Leitungen gespült. Für jeden Arbeitsschritt muss der Anwender viel Zeit in Auf- und Absteigen, Spritze umstellen und Restmengenapplikation einplanen.

Tipp:

Sollte die Außenreinigung dennoch auf dem Hof durchgeführt werden, muss ein entsprechender Waschplatz mit dazugehörigen Auffangsystemen eingerichtet sein, so dass das Waschwasser entweder aufgefangen oder einem biologischen Abbau in ein „Biobed“ abgeführt wird. Der Abfluss von Pflanzenschutzmitteln in Kanäle oder Oberflächengewässer muss absolut verhindert werden.

Die „kontinuierliche Innenreinigung“ spart Zeit

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Um diesen Arbeitsaufwand bei der Reinigung zu reduzieren, bieten die Spritzgerätehersteller für

Neugeräte mittlerweile integrierte und vollständig automatisierte Reinigungssysteme an. Bei gebrauchten Geräten können eine zusätzliche Wasserpumpe und abhängig von der Behältergröße mindestens 2 Innenreinigungsdüsen nachgerüstet werden, um eine „kontinuierliche Innenreinigung“ zu installieren. Die Zuschaltung der Pumpe erfolgt von der Schlepperkabine aus und erfordert kein zusätzliches Aus- oder Absteigen. Die Pumpenleistung richtet sich nach der Gestängebreite und beträgt 90 % des maximalen Düsenausstoßes.

Der automatisierte Reinigungsvorgang in nachgerüsteten Gebrauchtgeräten verläuft nicht „absätzig“, sondern wird „kontinuierlich“ durchgeführt. Die Spritze mit der Brühe wird zunächst „leer“ gespritzt, bis es zum Druckabfall kommt und Luft aus den Düsen austritt. Dann wird die zusätzliche Wasserpumpe eingeschaltet, während die Spritzpumpe weiter läuft. Das Klarwasser wird über die Reinigungsdüsen in den Tank und weiter von der Spritzpumpe in die Leitungen, den Rücklauf und das Gestänge gepumpt. Die dabei entstehende Reinigungsbrühe wird kontinuierlich mit Klarwasser verdünnt und während des gesamten Arbeitsprozesses aus der Spritze befördert. Die Düsenleitungen müssen während des Reinigungsvorganges mehrfach an- und ausgeschaltet werden, damit mögliche Brüherestmengen „herausgedrückt“ werden und die Spritze für nachfolgende Anwendungen wirklich komplett sauber ist.

Versuche des amtlichen Dienstes mit unterschiedlichen Geräten und Gestängebreiten zeigen im Durchschnitt eine Reinigungszeit von ca. 5 Minuten und einen Wasserverbrauch von ca. 40 l, um die Brühekonzentration auf <1% der Ausgangskonzentration zu reduzieren. Diese Art der schnellen und effektiven Reinigung ermöglicht es, besonders auch an langen und intensiven Spritztagen häufiger mal „zwischendurch“ zu reinigen. So können Anhaftungen, Absetzungen oder sich aufbauende Verschmutzungen vermindert werden.

Schaubild zur kontinuierlichen Innenreinigung

 

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1. Leerspritzen im Feld (bis der Druck abfällt bzw. die Düsen schließen)

2. „Fass ist leer“ – Spritzpumpe arbeitet weiter!

3. Einfahren in das Spritzfenster (Unbehandelt)

 

 

 

 

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1. Aktivierung der Reinigungs-Pumpe (vom Schlepper aus – kein Absteigen mehr nötig!)

2. Anfahren im Spritzfenster wenn Düsen spritzen (erst Spritzbrühe, bald deutlich verdünnte Ausbringung)

3. Wenn der Klarwassertank leer ist und der Druck abfällt bzw. die Düsen schließen, ist der Reinigungsvorgang beendet

 

 

 

Tipp:

Generell ist es wichtig, Spritzbrühereste nicht antrocknen zu lassen. Eine zeitnahe Reinigung der Spritze nach der Anwendung birgt den geringsten Reinigungsaufwand und führt zum größtmöglichen Reinigungserfolg. Nicht gelöste Altverunreinigungen können sonst über einen längeren Zeitraum in der Spritze haften bleiben und so bei nachfolgenden Einsätzen zu Schäden führen.

Richtig auswaschen, nicht nur verdünnen

 

Das Risiko einer Wirkstoffverschleppung ist hoch, wenn eine Spritze nicht sorgfältig gereinigt und geleert, und mit einer Restmenge weitergearbeitet wird. Das Gefühl, dass sich „der kleine Rest schon im Tank verdünnt“ ist trügerisch: Spritzen können bis zu 3 % technische Restmenge des Gesamtbehältervolumens (JKI: „Übersicht zum Stand der Pflanzenschutzgerätetechnik“) haben.

Beispielhaft soll im Folgenden einmal der Verbleib von Wirkstoff in der technischen Restmenge trotz mehrfacher Reinigungsschritte kalkuliert werden:

1. Bei einem 2000 l Gerät und 1% technischer Restmenge verbleiben 20 l Brühe vor der ersten Reinigung in der Spritze. Nimmt man nun eine Wirkstoffbelastung von 20 g/l Brühe an, sind in dieser Restmenge 400 g Wirkstoff enthalten.

2. In einem absätzigen Reinigungsverfahren werden 180 l Frisch- wasser hinzugegeben. Dabei verdünnt sich die Wirkstoffkonzentration um den Faktor 10. Dennoch verbleiben nach dem ersten Reinigungsschritt wiederrum 20 l Restbrühe mit 40 g Wirkstoff im Gerät.

3. Ein weiterer Reinigungsschritt mit 180 l Frischwasser würde wiederrum die Wirkstoffkonzentration um den Faktor 10 reduzieren, dennoch verbleiben 4 g (= 4000 mg) Wirkstoff in den 20 l Restbrühe als technische Restmenge im Gerät. 

Eine Übertragung dieser Menge in eine Folgekultur mag biologisch völlig unproblematisch sein. Vor dem Hintergrund feinster Messanalytik ist eine Übertragung rückstandstechnisch höchst riskant. Es ist also zwingend notwendig, die Spritze nicht nur sauber, sondern rein zu waschen.

Einsatz von Reinigern

 

Unabhängig vom Reinigungssystem gibt es Situationen, die eine Verwendung von speziellen Spritzenreinigern erfordern, sei es ein Wirkstoffwechsel, der Einsatz von Sulfonylharnstoffen oder ein Wechsel der zu behandelnden Kultur. Der Einsatz von Reinigern erfordert immer eine gewisse „Einwirkzeit“, so dass in diesem Fall der Prozess der kontinuierlichen Innenreinigung unterbrochen werden muss.
 
Eine Möglichkeit des Einsatzes von Reinigern ist, zunächst eine kontinuierliche Innenreinigung durchzuführen. Danach Klarwasser in den Spritztank füllen, Spritzenreiniger hinzufügen und alle Leitungen gründlich spülen. Nach einer gewissen Wartezeit kann dann die Brühe auf einer biologisch aktiven Fläche ausgebracht werden. Als Reiniger werden unterschiedliche Produkte im Markt angeboten. Anbei eine beispielhafte Auflistung gängiger Produkte:

Reinigungsmittel Benötigte Menge /
100 l Spülflüssigkeit
Salmiakgeist 25 %* 1,0 Liter
P3-asepto® flüssig (Ecolab GmbH & Co. OHG) 0,5 Liter
P3-trital® (Ecolab GmbH & Co. OHG) 0,5 Liter
Calgonit DA® (Calvatis GmbH) 0,5 Liter
Agroclean® (Spiess-Urania Chemicals GmbH) 100 Gramm
Agro-Quick® (ADAMA Deutschland GmbH) 2,0 Liter
All Clear® Extra (DuPont de Nemours GmbH) 0,5 Liter

* bei geringerer Konzentration Aufwandmenge entsprechend erhöhen.

Tipp:

Besonders nach der Ausbringung von Sulfonylharnstoff-Herbiziden sind alkalische Reinigungsmittel am besten geeignet, da sie nicht nur die Spülwirkung von Tensiden nutzen, sondern auch aufgrund ihres hohen pH-Wertes die alkalische Hydrolyse der funktionellen Gruppe der Herbizide beschleunigen und damit auch zum Abbau des restlichen Wirkstoffes beitragen.

Was sonst noch hilft

 

Schon im Vorfeld der eigentlichen Reinigung kann eine Verunreinigung der Spritze durch Anhaften von Wirkstoffpartikeln an Behälterwänden oder in Filtern vorgebeugt werden, indem man beim Ansetzvorgang auf verschiedene Punkte achtet:

Grundlage einer jeden Tankmischung ist zunächst einmal Wasser in ausreichender Menge. Nach Einschalten des Rührwerks sind die Tankmischpartner einzeln nacheinander einzumischen. Dabei muss den einzelnen Produkten ausreichend Zeit zur Verteilung und insbesondere Granulaten Zeit zum Auflösen gegeben werden. Eine mögliche Fehlerquelle, die zu Verstopfungen und Verunreinigungen führen kann, stellt die Einspülschleuse dar. Es ist wichtig, Tankmischpartner nacheinander hinzuzusetzen und die Einspülschleuse zu spülen, damit unterschiedliche Produkte nicht gleichzeitig in der Schleuse zusammenlaufen und sich so die konzentrierten Präparate direkt treffen. Dies birgt ansonsten die Gefahr einer Reaktion der Produkte untereinander mit der Folge der Gelierung, Ausflockung oder Verklumpung. Sofern in den Gebrauchsanleitungen der Produkte keine spezielle Vorgehensweise angegeben ist, gilt folgende Mischreihenfolge:

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Diese Reihenfolge soll als Leitlinie dienen, wenn Mehrfachmischungen aus beispielsweise 2 oder 3 Produkten angesetzt werden. Es wird grundsätzlich nicht empfohlen, komplexe Mehrfachmischungen einzusetzen. Vor allem nicht, so viele Komponenten wie in der Liste aufgeführt zu mischen.

Fazit

 

Planen Sie bei jeder Pflanzenschutzapplikation immer auch ausreichend Zeit zur Reinigung ein! Ziel sollte es sein, beim Wechsel der Kulturen eine Verschleppung von kulturschädigenden Wirkstoffen und Punkteinträge zu Lasten der Umwelt zu vermeiden. Die nachrüstbare Technik der „kontinuierlichen Innenreinigung“ stellt eine zeitsparende und effiziente Alternative zur „absätzigen“ Reinigung dar und ermöglicht eine schnelle Innenreinigung an intensiven Spritztagen oder bei Produkt- und Kulturwechseln. Man muss aber auch bei diesem System beachten, dass bei bestimmten Wirkstoffgruppen (z. B.: Sulfonylharnstoffe) der Zusatz von speziellen Spritzenreinigern zwingend erforderlich ist. In der Spritzsaison ist die limitierte Anzahl der zur Verfügung stehenden Spritztage oft der Treiber der Maßnahmen. Am Ende zahlt sich allerdings die Zeit, die sich für Planung, Reinigung und Pflege der Technik genommen wird, aus, denn sie hilft, mögliche Fehlerquellen zu minimieren.

Autor: Ralf Brune, Teamleiter Technischer Kundenservice

 

 

 

 

 

 

 

Autor: Ralf Brune, Teamleiter Technischer Kundenservice

 

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