Bekämpfung Phytophthora: Worauf kommt es beim Spritzstart an?

Kartoffelexperten im Gespräch: Interview mit Stefano Torriani, Leiter Resistenzgruppe Krankheitskontrolle (Syngenta) und Dr. Stephan Brückner, Regionaler Marketingleiter (Syngenta).

Entscheidend für den Bekämpfungserfolg der gesamten Spritzfolge ist der Spritzstart gegen Phytophthora infestans. Einsatzzeitpunkt, Wirkstoffeigenschaften und Pflanzenentwicklung sind die Hauptparameter, die dabei zu beachten sind. Als optimal hat sich eine Startphasen-Spritzfolge von Ridomil Gold MZ und Carial Flex erwiesen.

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Herr Dr. Brückner, der Spritzstart ist für eine erfolgreiche Phytophthora-Bekämpfung von höchster Bedeutung. Welche Fragen aus der Praxis kommen bei Ihnen in diesem Zusammenhang an?

Fragen zum Spritzstart betreffen vor allem den richtigen Zeitpunkt in der Region sowie die Wahl des passenden Fungizids. Für den optimalen Spritzstart-Termin bieten wir Landwirten seit Jahren das Phytophthora Modell Weihenstephan an. Basierend auf diesem Prognosemodell und vielfältigen Feldversuchen definieren wir auf regionaler Ebene den besten Starttermin für die Bekämpfung von Phytophthora und Alternaria. Für den Spritzstart empfehlen wir nach wie vor Ridomil Gold MZ. Es besitzt die schnellste systemische Wirkung und wirkt sehr zuverlässig.

Herr Torriani, Sie betrachten das Thema „Spritzstart“ aus Sicht der Resistenzforschung. Wie bewerten Sie hier speziell den Wirkstoff Metalaxyl-M im Ridomil Gold MZ?

Der Wirkstoff eignet sich hervorragend für die ersten Behandlungen gegen die Kraut- und Knollenfäule in Kartoffeln. Bekanntermaßen zeigt Phytopthora dagegen seit langen Resistenzen. Die Empfehlungen des FRAC*, den Wirkstoff bzw. das Produkt nur zu Beginn der Spritzfolge ein- bis zweimal einzusetzen, waren erfolgreich. Unsere neuesten Monitoring-Ergebnisse zeigen, dass die Resistenzhäufigkeit sogar rückläufig ist. Ich empfehle daher, die Einsatzstrategien unverändert fortzusetzen und Metalaxyl-M bzw. Ridomil Gold MZ nur einmal zum Spritzstart einzusetzen.

Herr Torriani, und wie bewerten Sie aus Sicht der Resistenzforschung den Wirkstoff Mandipropamid?

Mandipropamid „steckt“ ja in mehreren unserer Kartoffelfungizide: Revus, Revus Top und für die Startphase im Carial Flex. Auch nach mehr als 10 Jahren Resistenzmonitoring sehen wir keinerlei Veränderungen in der Sensitivität. Die Gefahr einer Resistenzentwicklung stufen wir als gering bis maximal mittel ein. Unsere Schlussfolgerung ist, dass Mandipropamid in 50% der Anwendungen in einer Spritzfolge gegen Phytophthora eingesetzt werden kann. Die Kombination des Wirkstoffs mit Cymoxanil im Carial Flex bietet aus meiner Sicht eine sehr nachhaltige Wirkungsstabilität in der Startphase.

Herr Dr. Brückner, zum Thema „Spritzstart“ haben Sie umfangreiche Versuchserfahrungen sammeln können? Was sind die wesentlichen Punkte, die zu Beginn der Spritzfolgen gegen Phytophthora beachtet werden sollten?

Bei der ersten Spritzung geht es darum, Primärinfektionen aus der Knolle oder dem Boden zu erfassen sowie einen Stängelbefall zu verhindern. Diese sind in der Folge kaum mehr zu kontrollieren. Hochsystemische Wirkstoffe bringen hierbei die besten Ergebnisse. Auch bei der zweiten Applikation stehen die Primärinfektionen noch im Fokus. Hier muss aber auch schon daran gedacht werden, Sekundärinfektionen am Blatt zu verhindern. Und das in einer Phase, in der es viel Neuzuwachs gibt. Hierfür benötigen wir zusätzlich Wirkstoffe, die den Blattzuwachs zuverlässig schützen.

Herr Torriani, welche Fungizid- bzw. Wirkstoffeigenschaften sind gefragt, um diese Bekämpfungsziele zu erreichen?

Bei den frühen Behandlungen ist eine sehr gute systemische Verteilung des Wirkstoffs in der Pflanze ausschlaggebend. Dies ist der Schlüssel, um die Primärinfektionen erfassen zu können und der Hauptgrund für die überlegene Wirkung von Metalaxyl-M im Ridomil Gold MZ. Es gilt auch eine anhaltende Wirkungsdauer zu garantieren, um gegen Sekundärinfektionen zu schützen. Kombinationen von Mandipropamid mit einem teilsystemischen Wirkstoff eignen sich daher sehr gut in diesem Vegetationsabschnitt. Das war im Übrigen genau die Idee bei der Produktentwicklung von Carial Flex: Hier haben wir ein Fungizid quasi „maßgeschneidert“ für die zweite Spritzung im Anschluss an Ridomil Gold MZ.

Herr Dr. Brückner, welche Empfehlungen geben Sie Anbauern für einen erfolgreichen Spritzstart in der Saison 2016?

Meine Empfehlung lautet: Nutzen Sie ab Aufgang der Kartoffeln konsequent das Phytophthora-Modell Weihenstephan und achten Sie auf die Meldungen zum Spritzstart in Ihrer Region. Bonitieren Sie regelmäßig die eigenen Flächen, achten Sie auf Frühbefall und handeln Sie dann konsequent. Für die erste Behandlung gegen Phytophthora empfehle ich Ridomil Gold MZ. Metalaxyl-M dringt sehr schnell ein und bietet einen sehr starken Schutz. Zugleich werden mit dem Wirkstoff Mancozeb auch schon latente Alternaria-Infektionen bekämpft. Für die Folgespritzung empfehle ich Carial Flex. Neben dem hochsystemischen Wirkstoff Cymoxanil bietet Mandipropamid zuverlässigen protektiven Schutz für die wachsende Blattmasse. Mit diesem Vorgehen ist eine solide Grundlage für gesunde Kartoffelbestände gelegt.

Wir danken für das Gespräch.

* FRAC = Fungicide Resistance Action Commitee. Erarbeitet Empfehlungen für ein Anti-Resistenz-Management bei der Anwendung von Fungiziden.

Weitere Informationen finden Sie hier: Hintergrundinformationen zum Spritzstart und syngenta.at/Kartoffeln.